Stille herrschte in der Kammer. Es war nicht viel Betrieb in den Katakomben der Ordensgemäuer von Arniviam. Aldrin's Blick schweifte über die Zeichnungen an den Wänden. So viele Helden. So viele Wächter. Warum passierte ausgerechnet ihm so etwas? Er ließ sämtliche Luft aus seinen Lungen entweichen und schloss die Augen. Es spielte keine Rolle. Er hatte es schon immer gewusst. Die monatelangen Meditationen in den Tempeln der Sehanine hatten ihn Frieden in dieser Frage gegeben. Es war keine Vision gewesen, keine Stimme die es ihm während seinen Meditationen zugeflüsstert hatte. Es war eher eine Ahnung gewesen. Irgendwie hatte er es kommen sehen, dass ihre turbulenten Abenteuer zu nichts guten führen würden und das er durch sie fallen würde.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Hatte er nicht kurz vor seiner Wandlung zu ihr gesagt, dass das Wohl eines Einzelnen nicht über dem Wohl der Allgemeinheit galt? Das es nötig war ein einzelnes Leben zu opfern wenn es bedeutete mehrere Leben zu retten? Wieviel Emotionen. Wieviel Hitze. Verschwommene Bilder und Gefühle. Entrückt in den fernsten Winkel seiner Selbst. Aldrin seufzte. Er hatte gewusst, dass der Weg nicht leicht sein würde, aber er hatte niemals geahnt wohin ihn dieser Weg führen würde.
Er hatte damals zusammen mit Brombur niedere Seelen geopfert um das Elementare Gleichgewicht zu wahren. Damals war er bereit gewesen zu tun was notwendig ist. Und dann? In Ilad Galen? War es richtig gewesen ihn leben zu lassen, obwohl er seine Befehle hatte? Aber es war notwendig gewesen. Niemand hätte voraussehen können was mit ihr passiert wäre. Also hatte er ihn geschont und sich auf einen Handel mit den Menschenmagiern eingelassen. Doch dann ... Endlose - fruchtlose - Debatten hatten die Situation verschärft, Zeit verstreichen lassen. Er hatte sich selbst die Hände gebunden als er seine Befehle streckte und die Verantwortung an die menschliche Akademie weitergegeben hatte. Es war alles gut gegangen - ja. Aber die Konsequenzen waren ihm bewusst gewesen als er die Botschaft erhalten hatte sich umgehend vor dem Rat des Ordens zu melden. Er kannte die Ordensregularien - er kannte sie auswendig.
Und so hatte er selbst sein Urteil ausgesprochen. Er hatte nicht auf einen Sonderfall verwiesen, er hatte nicht protestiert und darauf beharrt, dass es richtig war. Das war nicht wichtig. Wie sollte der Orden in Zeiten der Prophezeiung stark und wehrhaft bleiben wenn er hier Ausnahmen machte. Sie waren im Krieg. Nein, der Orden hatte getan was er auch immer tat. Was notwendig ist.
Aldrin faltete das blaue Gewand zusammen. Wie durch Nebel regte sich etwas in ihm. Entrückt und fern. Trauer? Wut? Egal wie sehr er sich darauf konzentrierte es kam nicht zu ihm durch.
Das Gewand verschwand in einem Beutel. Schnell griff er nach seinen Waffen und verließ die Quartiere der Befehlshaber des Ordens. Hier hatte er vorerst nichts mehr zu suchen. Nicht bis der Bannspruch wieder aufgehoben wurde. Bis dahin war er ein Anhänger der Ordenslehre, er unterstand ihm in gewisser Weise sogar noch. Doch Befehlsgewalt hatte er nun keine mehr. Er war ein Wächter, aber einer der vor einem unbekannten Weg stand. Eine T-Kreuzung. Den einen Weg - den Weg des Ordens musste er nun verlassen um den anderen Weg einzuschlagen. Er konnte nur hoffen, dass sich die beiden Wege in naher Zukunft wieder vereinen würden.
Aldrin verließ über ein Seitenportal das Gebäude.
Eine Stunde später war er am Stadttor. Er überlegte was zu tun sei. Am besten würde er erst einmal dorthin zurück kehren wo alles angefangen hatte und über sich und seine Situation nachdenken. Er lächelte. Ironischer Weise hatte er dafür in der jüngsten Vergangenheit nie Zeit gehabt.

Die Hochelbe schreckte erneut auf. Sie war schon wieder abgeschweift. Ihre Gedanken gingen zur Zeit öffter auf Reisen als es ihr eigentlich lieb war. Sie würde lernen müssen mehr Disziplin in ihre Gefühlswelt zu bringen. Und doch machte sie sich Sorgen. Es beunruhigte sie immer längere Zeit von Seratul getrennt zu sein. Gerade in letzte Zeit schien er große Aufregung durchlebt zu haben. Aber ihm ging es gut. Hoffte sie.
Sayrin erhob sich von dem Hain ud blickte noch einen langen moment darüber hinweg. Selbst im Winter konnte sie ihr Herz nicht von der unglaublichen Schönheit der schlafenden Riesen verschließen.Der Reif bildete Muster in allen erdenklichen Formen auf den dunkelbraunen Verästelungen und wenn der Wind durch die Bäume sang war es ein Lied voller trauer, soch mit der schwingenden Hoffnug auf den Frühling. Seufzend wandte sie sich ab. Ihr Blick suchte einen anderen Fokus. etwas greifbareres. Genau so wie sie ihre Gedanken in greifbare Bahnen lenken musste. Sie würde ihn aufsuchen und mit ihm Sprechen. Heute noch. Er war in letzter Zeit nie abkömmlich gewesen, schien immer gerade dann eben fort zu sein kurz nachdem sie an Sein Quartier gelangt war. Es waren ihr gerüchte zugretragen worden. Gerüchte die sie persönlich auf Wahrheitsgehalt überprüfen wollet. Das diese Verdammten Krieger nur immer so stur und schweigsam waren. Und so völlig ruhig. Sayrin seufzte erneut. Heute würde sie mit Aldrin sprechen. Sie musste. Sie hatte so vieles das sie ihm sagen musste- weil sie verstanden hatte.
Sie lenkte ihren Schritt in Richtung der Ordensquartiere. "Ja," dachte sie "es wird wirklich Zeit ihn wieder zu sehen."

Die Wände und Galerien des Ordenshauses sind hell und weiß. Bilder von Schlachten aus den Götterkriegen und der Besiedelung Aebrill's zieren die Wände. Als Sayrin ihre Schritte in Richtung der Ordensquartiere lenkt vernimmt sie eine Stimme seitlich hinter ihr:" Sayrin Naurloth, wenn ich nicht irre ..." Hinter ihr steht eine Elbe in den roten Roben der Tirn-en-tirith-edhil der Klingenstabkaste. Die Elbe nickt Sayrin zu und lenkt ihre Schritte in Richtung Quartiere: "Wenn du mich bitte begleiten würdest, Schwester."

Irritiert zieht die Elbe die Brauen nach oben. Sie hatte bislang weger einen Ülan noch ein Ziel genannt. Mit einem leichten Nicken folgte sie dem Krieger, die Architektur des Gebäudes wie immer aufs neue bewundernd.

Die Elbe leitet Sayrin durch mehrere Gänge bis sie zu einer Tür kommt die bewacht wird. Ein kurzes Nicken und die Torwache lässt die beiden passieren. Eine Treppe führt in die tiefe hinab. Mit einem Handzeichen fordert die Elbe Sayrin auf einzutreten. Hinter den beiden schließt sich wieder die Türe. Die Torwache bezieht wieder Stellung...

... diese Geschichte wird über PM fortgesetzt ...